Womit hast du dich in deiner ausgezeichneten Arbeit auseinandergesetzt?
Meine Arbeit beschäftigt sich mit unterschiedlichen Syntheseverfahren in der organischen Chemie zur effizienten Herstellung von Arzneistoffen aber auch anderer Feinchemikalien aller Art. Neben dem konventionellen Beheizen von chemischen Reaktionen mit Hilfe von Heizbädern, ist mit der Mikrowellenchemie vor gut zwei Jahrzehnten eine neuartige Methode des Wärmeeintrags in Reaktionskolben aufgekommen. Hierbei wird ähnlich wie bei Haushaltsgeräten, Mikrowellen-Strahlung zur Energiezufuhr verwendet, welche zu einer gleichmäßigeren und schnelleren Erwärmung führt. Im Unterschied dazu können Mikrowellenreaktoren Reaktionsmischungen deutlich über den Siedepunkt erhitzen, was in der Regel zu kürzeren Reaktionszeiten führt. Konkret habe ich vier Synthesereaktionen, u.a. zur Herstellung der beiden Arzneistoffe Aspirin und Paracetamol mit beiden Heizmethoden, in meiner Schule sowie im CD-Labor von Univ.-Prof. Dr. Kappe an der Universität Graz, praktisch durchgeführt und anschließend Reaktionszeit sowie Menge und Reinheit an gewonnenem Produkt gegenübergestellt.
Wie bist du auf dieses Thema gekommen?
Schon in meiner Schulzeit hat mich die organische Chemie aufgrund ihrer Vielfalt und Komplexität fasziniert. Speziell die präparative Synthesechemie mit dem praktischen Durchführen von Reaktionen zur Herstellung neuartiger Stoffe hat mich begeistert. Der Kontakt zur Universität Graz, welchen mein Chemielehrer Prof. Dr. Robert Tripolt für mich hergestellt hat, eröffnete mir dieses spannende Thema sowie auch erste Einblicke in die Forschung.
Wie bist du auf den Dr. Hans Riegel-Fachpreis aufmerksam geworden?
Mein Chemielehrer, der meine Fachbereichsarbeit betreut hat, riet mir diese für den Dr. Hans Riegel-Fachpreis einzureichen.
Was bedeutet die Auszeichnung für dich?
Diese Auszeichnung für meine Fachbereichsarbeit zu erhalten war eine große Ehre und Freude für mich zugleich. Daneben war es für mich aber auch eine Bestätigung meiner Arbeit und meines Wunsches Chemie zu studieren.
Was machst du heute und wie bist du dorthin gekommen?
Im Anschluss an die Reifeprüfung im Jahr 2012 habe ich mit dem Chemiestudium an der Technischen Universität Graz und der Universität Graz begonnen. Nach insgesamt neun Semestern habe ich Bachelor- sowie Masterstudium im März 2017 abgeschlossen. Seither bin ich am Institut für Organische Chemie der TU Graz als Universitätsassistent tätig und arbeite in der Arbeitsgruppe von Univ.-Prof. Dr. Rolf Breinbauer an meiner Dissertation zum Thema "Von Palladium-katalysierten post-translationalen Modifikationen von Proteinen" in Kooperation mit der Universität Wien. Darüber hinaus ermöglicht mir mein Doktoratsstudium die regelmäßige Teilnahme an internationalen Konferenzen, was ich als sehr spannend und lehrreich empfinde. Neben meiner Forschung bin ich auch sehr stark in die Lehre involviert, durch das Abhalten von Seminaren und Übungen sowie Betreuen von Laborübungen und Bachelorarbeiten, was mir große Freude bereitet. Gerade dieses Zusammenspiel aus Forschung und Lehre macht meine aktuelle Position so abwechslungsreich und interessant.
Warum hast du dich für einen Ausbildungsweg im MINT-Bereich entschieden?
Schon während meiner Schulzeit hatte ich großes Interesse an den MINT-Fächern, da ich immer Sachverhalte hinterfragt habe, um diese zu verstehen. Meine Begeisterung für das Fach Chemie im Speziellen wurde dann von meinem Chemielehrer Prof. Dr. Robert Tripolt geweckt, welcher mich im Laufe der Oberstufe des Realgymnasiums Köflach auch über den normalen Unterricht hinaus, im Zuge des Freigegenstands Chemieolympiade, enorm gefördert hat. Die Chemieolympiade ermöglichte nicht nur eine zeitlich intensivere Auseinandersetzung mit dem Fachgebiet, sondern vermittelte auch tiefergehende, praktische Inhalte. Die jährlich stattfindenden Wettbewerbe, die mir den Kontakt zu jungen Menschen mit ähnlichen Interessen ermöglichten, wirkten dabei als Katalysator, der mir den Arbeitseinsatz deutlich erleichterte. Begleitet durch eine Reihe von herausragenden Lehrern und zugleich Mentoren konnte ich diese Wettbewerbshierarchie bis zur Internationalen Chemieolympiade, welche 2012 in Washington D.C. stattfand, durchlaufen und eine Bronze-Medaille erlangen. Dieses unvergessliche Erlebnis hat mich schlussendlich auch zum Entschluss geführt, meine universitäre Ausbildung in Chemie zu beginnen.
In welchem Feld möchtest du zukünftig tätig sein?
Nach meiner Promotion möchte ich gerne weiterhin auf dem Gebiet der organischen Chemie tätig sein, welcher ich mich schon seit meiner Schulzeit verschrieben habe und für welche meine Faszination nach wie vor ungebrochen ist. Idealerweise beinhaltet meine zukünftige Tätigkeit ebenso den Aspekt des Erforschens und Entdeckens von Neuem.
Was spricht deiner Meinung nach für eine Tätigkeit im MINT-Bereich?
Einerseits sollte jeder Schulabsolvent grundlegende Kenntnisse des MINT-Bereichs besitzen, da diese bereits im heutigen und vor allem im künftigen Alltag essentiell und nicht mehr wegzudenken sind. Daneben sehe ich große, aber auch spannende Herausforderungen auf die Menschheit zukommen, u.a. Bedarf an emissionsneutralen Energieformen, Entwicklung von Medikamenten für bislang unheilbare Krankheiten/Resistenzen, welche allesamt Innovation und Entwicklung im MINT-Bereich und dementsprechend ausgebildete Fachkräfte erfordern.
Was würdest du SchülerInnen raten, die ihre Arbeit bei den Dr. Hans Riegel-Fachpreisen einreichen möchten?
Such dir ein Thema, für das du brennst! Wenn du mit Leidenschaft an einer konkreten Fragestellung arbeitest, wird es dir leicht fallen den nötigen Mehraufwand zu betreiben, der den Unterschied einer herausragenden Arbeit ausmacht.