Womit hast du dich in deiner Arbeit auseinandergesetzt?
„Medien und Migration – eine gesellschaftliche und individuelle Verantwortung“ lautete der Titel meiner Arbeit, in der ich die Macht der Medien - Printmedien und Fernsehen in Deutschland und Österreich - in der Realitätskonstruktion vor dem Hintergrund der Berichterstattung über Migration thematisierte. Über die Darstellung von historischen Aspekten der Migration in Europa und der aktuellen Situation von 2010 mit Problemaufriss begab ich mich auf Ursachensuche für das „Feindbild“ Zuwanderer. Dabei beleuchtete ich die Rolle der Medien für Integrationsprozesse und die aktuelle Medienberichterstattung zum Thema Migration in Österreich. Ersichtlich wurden teils sehr unterschiedliche Herangehensweisen und Setzungen von Fokussen in Überschrift und Bildsprache. Abgerundet wurde die Arbeit durch eine Befragung von österreichischen Printmedien sowie österreichischen und deutschen Fernsehanstalten u.a. dazu in welchen Ressorts sie selbst Personen mit Migrationshintergrund beschäftigen, ob sie Projekte zum Thema Migration durchführen, welche Erfahrungen sie damit gemacht haben, was sie selbst zu einer positiven Entwicklung beitragen und welche Verbesserungsmöglichkeiten sie in diesem Feld sehen. Die Arbeit sollte ein Plädoyer für eine verantwortungsvollere Medienberichterstattung und für einen reflektierten Medienkonsum sein.
Wie bist du auf dieses Thema gekommen?
Seit der vierten Schulklasse befasste ich mich in Referaten immer wieder mit dem sehr aktuellen Thema „Europa und Migration“. Außerdem fiel mir beim Lesen von Tageszeitungen die überaus unterschiedliche Berichterstattung und Überschriftenwahl der verschiedenen Printmedien in Bezug auf das Thema Migration auf. Im Rahmen meiner Fachbereichsarbeit wollte ich mich genauer damit auseinandersetzen. Medien sind in einer privilegierten Machtposition und können Realität konstruieren. Umso wichtiger finde ich es, sie bei ihrer Arbeit zu beobachten, diese zu hinterfragen und Bewusstsein für die Problematik zu schaffen.
Wie bist du auf den Dr. Hans Riegel-Fachpreis aufmerksam geworden?
Meine damalige Geographie-Lehrerin und Betreuerin meiner Arbeit, Frau Mag. Larysa Schober, hat den Anstoß gegeben, meine Arbeit einzureichen. Ohne sie hätte ich gar nicht gewusst, dass es diesen Preis und die Möglichkeit einer Einreichung gibt.
Was bedeutet die Auszeichnung für dich?
In erster Linie erfüllt mich diese Auszeichnung mit Stolz. Ich erlebe sie als große Ehre und als Anerkennung meiner Arbeit. In zweiter Linie stellte diese Auszeichnung eine Bestätigung für mich dar, dass ich Talent im wissenschaftlichen Arbeiten habe und diesen Weg fortsetzen könnte – was ich aktuell auch mit dem Verfassen meiner Masterarbeit und dem Arbeiten auf einem universitären Institut tue.
Was machst du heute und wie bist du dorthin gekommen?
Seit 2011 studiere ich Raumplanung und Raumordnung an der TU Wien, Ende 2014 schloss ich den Bachelor ab. Aktuell stehe ich kurz vor dem Abschluss des Masters und bin am Finalisieren meiner Masterarbeit zum Thema „RaumplanerInnen bei der Arbeit. Körper, Affekt & Raum“, in der ich das Selbstverständnis der Disziplin Raumplanung mit der Affekttheorie aus den Kultur- und Sozialwissenschaften konfrontiere und aufzeige, wie durch die Integration von Affekt gängige Dualismen im Arbeiten als RaumplanerIn und in den Anforderungen an RaumplanerInnen aufgelöst werden können und es durch eine offenere Umgangsweise mit körperlichen, emotionalen und lebensweltlichen Dimensionen zu einem Mehrwert kommen kann.
Außerdem arbeite ich in einem Zivilingenieurbüro für Bauwesen als Cad-Konstrukteurin, am Institut für Verkehrssystemplanung der TU Wien als Projektmitarbeiterin v.a. an Projekten zum Thema Aktive Mobilität und (Mobilitäts-)Sharing und gebe Privatstunden in einer Tanzschule. Wie ich zu all dem gekommen bin? Ich bin gefragt worden und habe die Möglichkeiten und Herausforderung angenommen.
Warum hast du dich für einen Ausbildungsweg im MINT-Bereich entschieden?
In der Schule war ich an sehr vielen Fächern interessiert – von MINT- bis hin zu sozial- und geisteswissenschaftlichen. Von daher war die Studienwahl und das Setzen eines Fokus‘ besonders schwierig für mich – bis ich bei meinen Recherchen über das Studium „Raumplanung“ gestolpert bin. Sofort war ich von der thematischen Vielfalt und Anwendbarkeit fasziniert. Das Studium ist ideal für mich, da es u.a. Bereiche aus Recht, Soziologie, Design, Städtebau, Regionalplanung und Verkehrsplanung vereint, viele Ebenen anspricht und dabei sowohl meine technische Begabung, als auch meine kommunikativen Fähigkeiten von großem Vorteil sind und ich diese gut kombinieren kann.
In welchem Feld möchtest du zukünftig tätig sein?
Der Anwendungsbereich der Raumplanung ist groß, aktuell bin ich im Mobilitätsbereich und da vorrangig in der Forschung tätig. Gerade im Bereich Aktive Mobilität und Sharing sehe ich für mich das größte Potenzial Anstöße für eine umweltfreundlichere und gesündere Mobilität zu geben und Stadtstrukturen und gesellschaftliche und individuelle Verhaltensprozesse positiv zu beeinflussen.
Was spricht deiner Meinung nach für eine Tätigkeit im MINT-Bereich?
Der MINT-Bereich zeichnet sich für mich dadurch aus, dass sehr aktuelle Themen aufgegriffen und weiterentwickelt werden, dass die Grenzen zwischen den Fachbereichen fließend sind und es innerhalb des MINT-Bereichs eine große Bandbreite mit vielen interessanten Fragestellungen gibt.
Was würdest du SchülerInnen raten, die ihre Arbeit bei den Dr. Hans Riegel-Fachpreisen einreichen möchten?
Go for it. Einfach probieren, du hast nichts zu verlieren – und wirst, wie in meinem Fall, vielleicht sehr positiv überrascht.