Womit hast du dich in deiner Arbeit auseinandergesetzt?
In meiner Arbeit ging es um biologisch wirksame Stoffe aus der Weidenrinde; allen voran Salicylsäure - von lateinisch salix = Weide - und deren Derivat Acetylsalicylsäure, die vor gut 120 Jahren erstmals synthetisch hergestellt wurde. Acetylsalicylsäure hat entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften und ist unter dem Namen Aspirin bekannt. Ich habe mich mit der Chemie der Salicylsäure und der Acetylsalicylsäure beschäftigt sowie dem Wirkungsmechanismus im menschlichen Körper. Des Weiteren habe ich auch die Botanik und Kulturgeschichte der Weide als Heilmittel beleuchtet. Der praktische Teil hat eine chemische Analyse bzw. Qualitätskontrolle von Aspirin-Tabletten beinhaltet, mit freundlicher Unterstützung der Firma Genericon in Graz, sowie die Herstellung eines Weidenrindenextrakts, in dem Salicylsäure nachgewiesen wurde.
Wie bist du auf dieses Thema gekommen?
Ich habe mit dem Gedanken gespielt, eine Fachbereichsarbeit zu verfassen, konnte mir aber kein Thema vorstellen. Eine Bekannte, die Chemie-Lehrerin ist, schlug mir damals das Thema vor und ich war sofort begeistert davon. Das lag hauptsächlich daran, dass ich gelegentlich an Kopfschmerzen leide und in solchen Momenten auf Aspirin angewiesen bin und immer schon mehr über das Medikament wissen wollte.
Wie bist du auf den Dr. Hans Riegel-Fachpreis aufmerksam geworden?
Meine Chemie-Lehrerin, Mag. Barbara Wratschgo, machte mich damals darauf aufmerksam und meinte, dass ich meine Arbeit unbedingt einreichen sollte.
Was bedeutet die Auszeichnung für dich?
Die Auszeichnung bedeutet für mich eine Anerkennung für meine Fachbereichsarbeit und den Arbeitsaufwand, den ich in diese Arbeit gesteckt habe. Ich bin sehr dankbar und stolz, dass meine Arbeit von einer Kommission ausgewählt wurde. Der Gewinn dieses Preises war ein zusätzlicher Ansporn für mich, Chemie zu studieren.
Was machst du heute und wie bist du dorthin gekommen?
Nach der Matura im Jahr 2011 und Ableistung des Zivildienstes studierte ich von 2012 bis heuer an der Technischen Universität und der Karl-Franzens-Universität Graz Chemie. Ich hatte meine Masterprüfung Ende Mai und bin seit Juni am Institut für Physikalische und Theoretische Chemie der TU Graz als Universitäts-Projektassistent angestellt. Im Moment arbeite ich an meiner Dissertation zum Thema „Chemical Conversions in Proton Exchange Membranes for Fuel Cells“ in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Georg Gescheidt-Demner, in der ich auch meine Masterarbeit verfasst habe.
Warum hast du dich für einen Ausbildungsweg im MINT-Bereich entschieden?
Ich habe mich eigentlich schon seit frühester Schulzeit für Naturwissenschaften interessiert, aber dass ich ein Fach im MINT-Bereich studieren möchte, war mir erst zu Beginn der Oberstufe klar. Mein Lieblingsfach in der Schule war Chemie, ich habe mich aber auch für Biologie und Physik begeistert. Was ich an der Chemie besonders schätze, ist die unglaubliche Vielfalt an chemischen Verbindungen. Ein anderer interessanter Aspekt ist die Interdisziplinarität der MINT-Fächer. Als Beispiel möchte ich hier die Fachrichtung Physikalische Chemie anführen, in der ich tätig bin. Wir beobachten bzw. verfolgen chemische Prozesse mit physikalischen Methoden, zum Beispiel Kernspinmagnetresonanz-Spektroskopie oder UV-Vis-Spektroskopie. Zur Auswertung der Messungen benötigen wir Spezialsoftware und Mathematik, aber auch Grundwissen aus der Physik, zum Beispiel Quantenmechanik, Thermodynamik oder Optik.
In welchem Feld möchtest du zukünftig tätig sein?
Nach Abschluss meines Doktorats in 3 Jahren möchte ich gerne den universitären Bereich verlassen und mir eine Arbeit in der Chemie-Branche in meiner Heimatstadt Graz suchen. In welche Richtung es mich verschlagen wird, weiß ich noch nicht, es sollte aber zumindest am Rande etwas mit Physikalischer Chemie zu tun haben.
Was spricht deiner Meinung nach für eine Tätigkeit im MINT-Bereich?
Man hört immer wieder vom Fachkräftemangel im Industrieland Österreich. Daher ist es meiner Meinung nach mit einer fundierten naturwissenschaftlichen oder ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung sicher möglich, einen guten Arbeitsplatz im MINT-Bereich in Österreich zu finden. Für mich persönlich ist der wichtigste Grund die Möglichkeit, einen Beitrag zu Wissenschaft und Technik zu leisten und damit letztendlich der Gesellschaft zum Fortschritt zu verhelfen. Außerdem schaut man bei einer Tätigkeit im MINT-Bereich über den sprichwörtlichen Tellerrand. Man hat Kontakt zu anderen Fachrichtungen – Mathematik, Physik, Ingenieurswissenschaften, aber auch Biologie – und arbeitet mit diesen zusammen, um Probleme zu lösen und Fragestellungen zu beantworten. Dabei können meiner Meinung nach alle Beteiligten voneinander lernen.
Was würdest du SchülerInnen raten, die ihre Arbeit bei den Dr. Hans Riegel-Fachpreisen einreichen möchten?
Nicht scheu sein, einfach trauen! Denn es heißt: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Ich hatte selbst Zweifel, ob ich meine Arbeit einreichen sollte. Aber als ich dann den Preis überreicht bekommen hatte, habe ich mich umso mehr gefreut, dass ich diesen Schritt gewagt hatte.