MINT TANK-Stories: PhD-Student Daniel Holmes über seine Forschungstätigkeit und die Bedeutung der MINT TANK-Community

Für seine ausgezeichnete Fachbereichsarbeit erhielt Daniel Holmes 2018 einen Dr. Hans Riegel-Fachpreis im Fach Mathematik in Wien und ging danach für das Mathematikstudium nach Cambridge. Nun forscht er als PhD Student am Institute of Science and Technology Austria.

Welche Bedeutung hat der Dr. Hans-Riegel Fachpreis für deinen Werdegang?

Der Preis selbst ist natürlich eine tolle Auszeichnung, aber am wichtigsten finde ich den damit verbundenen Zugang zur MINT-Tank Community und ihren vielseitigen Veranstaltungen. Es ist jedes Mal ein Genuss, sich mit so vielen motivierten und interessanten Menschen auszutauschen - sowohl innerhalb als auch außerhalb des eigenen Faches.

Mit welchem Thema befasst du dich in deinem PhD Projekt?

Ich befasse mich mit geometrischen Räumen, die bestimmte Symmetrien haben. Diese haben oft mehr als drei Dimensionen und es ist einfacher, sich verschiedene „algebraische Schatten“ namens „(äquivarianter) Kohomologie“ und „K-Theorie“ anzusehen. Interessanterweise beinhalten diese Schatten selbst wesentliche Informationen über die Symmetrie des Raumes. Meine aktuelle Frage ist, ob dieser Zusammenhang auch für die „Quantenkohomologie“, eine besondere Verformung der Kohomologie, gilt. Fachlich liegt das zwischen algebraischer Topologie, symplektischer und algebraischer Geometrie.

Wie schaut der Alltag eines PhD-Studenten am Institute of Science and Technology Austria aus?

Am ISTA ist man als PhD-Student standardmäßig für fünf Jahre angestellt. Im ersten Jahr schnuppert man in mindestens drei verschiedene Forschungsgruppen hinein, bevor man sich für eine Gruppe entscheidet. Danach forscht man in dieser Gruppe, grübelt viel, besucht Seminare und Konferenzen, und tauscht sich mit Kolleg:innen über neue Ideen aus. Viel Zeit verbringt man auch im institutseigenen Shuttlebus, der einen vom Wiener Stadtrand ans ISTA bringt.

Welche Ziele hast du dir für deine berufliche Zukunft gesetzt?

Nach meinem PhD-Studium möchte ich in der Forschung bleiben und weiterhin viel über mathematische Fragestellungen grübeln. Außerdem macht es mir Freude, anderen Menschen schöne Ideen zu erklären. Auf der Metaebene möchte ich, dass meine Arbeit stets sowohl interessant als auch sinnerfüllend ist.

Neben deiner Leidenschaft für die Mathematik singst du auch im Chor – welchen Stellenwert nimmt der kreative Ausgleich in deinem Leben ein?

Dieser Ausgleich ist extrem wichtig, weil er eine ganz andere Seite des Lebens anspricht. Während die Mathematik eine sehr kopflastige Angelegenheit ist, bietet das Chorsingen gleichzeitig einen körperlichen, emotionalen und sozialen Ausgleich. Andererseits haben Musizieren und mathematische Forschung viel gemeinsam: Eine Gruppe von Leuten versucht gemeinsam, eine gewisse Vorstellung von Ästhetik in die Tat umzusetzen.

Sowohl in Wien als auch zu deiner Zeit in Cambridge hast du dich in unterschiedlichen Vereinen betätigt. Welche Vorteile haben fachwissenschaftliche Gruppierungen und insbesondere der MINT TANK für dich?

Der Vorteil ist, dass man stets neue Leute trifft und neue Denkanstöße bekommt. Das ist insbesondere bei interdisziplinären Strukturen wie dem MINT TANK der Fall: Ich höre unglaublich gerne anderen Leuten zu, die für ihr Fach brennen und sich in irgendetwas wirklich gut auskennen, worin ich mich weniger gut auskenne. Die Vereine in Cambridge hatten außerdem den Vorteil, dass man im Kleinen viele wichtige Skills üben konnte: Wie organisiere ich Veranstaltungen? Wie finanziere ich meine Ideen? Wie kommuniziere ich nach außen?

Du unterstützt auch Trainings der österreichischen Mathematik Olympiade und bist warst Mitglied des Projekts Mathematik macht Freude in Wien. Wie können Nachwuchs-Mathematiker*innen deiner Meinung nach am besten motiviert werden?

Zunächst muss man vermitteln, dass Mathematik viel mehr ist als Schulmathematik – nämlich ein kreativer und spielerischer Prozess; eine menschliche Aktivität, der eine gewisse Ästhetik innewohnt. Es gibt ganz viele Menschen, die gar nicht wissen, dass Mathematik etwas für sie wäre. Dann braucht es flächendeckende Angebote, bei denen Interessierte besonders gefördert und auf dem richtigen Niveau gefordert werden. Erfolgserlebnisse und eine Community vom Menschen, die die mathematische Leidenschaft teilen, sind essentiell. Das ist der Wert von Institutionen wie der Mathematik-Olympiade.